Im Ursprungsland des Lindt & Sprüngli Farming Program

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Von Dr. Adalbert Lechner

Kilchberg /


Ein kurzer, aber eindrucksvoller Besuch in Ghana gewährte mir Einblick in das Land und seine Geschichte rund um den Kakaoanbau. Auf den Spuren des Lindt & Sprüngli Farming Program traf ich inspirierende Menschen, lernte Neues über die Kakaoproduktion und erlebte, wie unsere Partnerschaft einen Unterschied für die Bäuerinnen und Bauern, ihre Familien und Gemeinschaften macht.

Die Haupterntezeit für Kakao hat in Ghana gerade begonnen, als ich Ende November in das westafrikanische Land reise. Hier wurde im Jahr 2008 unser eigenes Nachhaltigkeitsprogramm für Kakao, das Lindt & Sprüngli Farming Program, ins Leben gerufen. Als CEO der Gruppe ist es mir ein wichtiges Anliegen, vor Ort ein genaues Bild unseres Farming Program zu erhalten, weitere Einzelheiten über die Kakaoproduktion zu erfahren, und vor allem die Menschen kennenzulernen, die hinter unserem wichtigsten Rohstoff, dem Kakao, stecken. In drei Tagen besuche ich Bäuerinnen und Bauern, Programm-Trainerinnen und -Trainer sowie Partner und weitere Institutionen, mit denen wir vor Ort zusammenarbeiten.

Gemeinsam mit Martin Hug, Group CFO und Verantwortlicher für den Bereich Nachhaltigkeit, sowie Kolleginnen und Kollegen aus dem Lindt & Sprüngli Sustainability-Team, fliege ich nach Accra, die Hauptstadt Ghanas. Für Lindt & Sprüngli ist das westafrikanische Land essenziell – weltweit wird hier die zweitgrösste Menge an Kakao pro Jahr produziert. Rund 78'000 Bäuerinnen und Bauern sind in Ghana für das Lindt & Sprüngli Farming Program im Einsatz und werden von fast 500 Programm-Trainern unterstützt.

Tag 1

Der erste Tag beginnt früh. Rund drei Fahrstunden von Accra entfernt besuchen wir eine Gemeinde, die durch das Lindt & Sprüngli Farming Program unterstützt wird. Wir werden vom gesamten Dorf herzlich empfangen und begleiten zwei Bauern auf ihre Plantagen. Dort demonstrieren sie uns den gesamten Ernteprozess von der Beschneidung der Bäume bis zum Fermentieren und Trocknen der Bohnen, bevor wir diese Schritte selbst durchführen. Es fliesst sehr viel Arbeit in den gesamten Prozess – besonders die Bedeutung des korrekten Beschneidens beeindruckt mich.

Die vom KIT Royal Tropical Institute durchgeführte Studie zur Wirkungsmessung aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Bauern, die schon länger Teil des Farming Program sind und die Schulungen unserer Programm-Trainer nutzen, höhere Erträge erzielen als Bauern, die erst seit kurzem im Programm sind. Das zeigt uns als Unternehmen, dass unser Ansatz richtig und wichtig ist. Denn obwohl die meisten Bauern schon viele Jahre – oft seit mehreren Generationen – im Kakaoanbau tätig sind, sind die Unterschiede bei den Erträgen der Farmer teilweise sehr gross.

Unsere Programm-Trainer setzen sich täglich dafür ein, diese Lücken zu schliessen. Viele von ihnen haben eine Ausbildung in Agrarwissenschaften oder ähnlichen Bereichen absolviert. Oftmals sind sie bereits in den entsprechenden Gemeinden aufgewachsen oder ziehen nach ihrem Studium von den Städten in die kleineren Gemeinden und leben vor Ort integriert in die Gesellschaft. Sie pflegen einen engen Kontakt zu den Bauern und ihren Familien und kennen ihre beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Es ist bemerkenswert, mit wie viel Engagement und Herzblut die Trainer ihre Arbeit durchführen. Im Gegenzug bringen ihnen die Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde grossen Respekt entgegen und schätzen sie als kompetente Begleiter.

Durch die Trainings und Coachings können die Bauern den Kakaoanbau professionalisieren. Im Bereich der Agroforstwirtschaft wird ihnen beispielsweise aufgezeigt, wie ihre Plantagen mit der richtigen Anbaumethode von Kakao- und Schattenbäumen klimaresilienter werden und ihre Lebensdauer verlängert werden kann. Somit können die Bauern ihre Erträge langfristig erhalten.

Wir verabschieden uns von den Bauern und besuchen nicht unweit der Plantagen eine lokale Primarschule. Leider befinden sich viele Schulen zum heutigen Zeitpunkt in einem baulich schlechten Zustand. Sie sind undicht, brüchig oder zu klein für die Anzahl Schülerinnen und Schüler. Dieser Umstand erschwert auch die Suche nach gut ausgebildeten Lehrpersonen, was dazu führt, dass viele Eltern ihre Kinder dort ungern zur Schule schicken. Dies wiederum erhöht das Risiko von Kinderarbeit. Ein Problem, das wir unbedingt bekämpfen müssen. Deshalb wird hier über das Farming Program eine neue und grössere Schule mitfinanziert und die daneben liegende Schule in eine Unterkunft für Lehrer umfunktioniert.

Die Investition in die kommunale Infrastruktur ist eine von vielen wichtigen Massnahmen, um das Risiko von Kinderarbeit zu reduzieren. Des Weiteren ist das Child Labor Monitoring & Remediation System (CLMRS) ein zentraler Bestandteil des Farming Program in Kinderarbeit-Risikoländern.

Wir lassen den Tag schliesslich bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Trainer-Team des Programms ausklingen. Die Motivation der 32 anwesenden Farming Program-Mitarbeitenden ist beeindruckend und es war spannend, durch ihre Erzählungen mehr von ihren Lebensgeschichten zu erfahren.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Ich durfte viele freundliche und lebensfrohe Menschen kennenlernen, deren Herzlichkeit und Dankbarkeit deutlich zu spüren war. Ich habe grossen Respekt vor der Arbeit der Bauern, denen wir unsere qualitativ hochwertigen Kakaobohnen verdanken. Die Umsetzung der durch die Trainer empfohlenen Praktiken ist ein langwieriger und herausfordernder Prozess. Dennoch sind die Bauern motiviert, zu lernen und sich zu verbessern – egal ob jung oder alt, weiblich oder männlich, unerfahren oder fortgeschritten.

Tag 2

Am zweiten Tag besuchen wir einen Kakao-Ankäufer, der den Bauern des Farming Program die Kakaobohnen abkauft. Zudem besuchen wir ein Distrikt-Lagerhaus, in dem die Qualität der Bohnen durch die Ghanaischen Behörden überprüft wird. Die einzelnen Säcke mit Kakaobohnen sind alle etikettiert, damit wir bei ihrer Ankunft in unseren Fabriken sicherstellen können, dass die Kakaobohnen von unseren Farming Program-Bauern stammen und bis in die Ursprungsgemeinde zurückverfolgt werden können.

 

Als vorletzte Station unserer Reise besuchen wir das nationale «Cocoa Research Institute» von Ghana. Die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern ist uns ein wichtiges Anliegen, um mit ihnen verschiedene Lösungsansätze zu lokalen Herausforderungen zu evaluieren. So forscht das «Cocoa Research Institute» beispielsweise daran, wie sich verschiedene Agroforstsysteme auf die Kakaoernte und die Gesamternte einer Farm auswirken.

Tag 3

Am letzten Tag werden wir von der Schweizer Botschaft in Ghana empfangen. Wir tauschen uns über die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation in Ghana mit hoher Inflation und Währungsentwertung aus. Die damit einhergehenden gestiegenen Produktions- und Lebenskosten für die Bauern sind eine Herausforderung, der wir auch im Rahmen des Farming Program entgegenzuwirken versuchen.

Nach drei ereignisreichen Tagen verlasse ich Ghana mit vielen bleibenden positiven Eindrücken und einem zuversichtlichen Gefühl. Ich bedanke mich für die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, die uns begegnet sind. Ihre positive Lebenseinstellung hat mich sehr berührt.

Dank der persönlichen Begegnungen und Erfahrungen konnte ich mir ein sehr gutes Bild von der Lage vor Ort und dem Lindt & Sprüngli Farming Program machen. Das Programm ist durchdacht und wird von vielen kompetenten Personen vor Ort umgesetzt. Es geht auf die spezifischen Bedürfnisse der Bauern ein, adressiert tatsächliche Probleme und sucht nach konkreten Lösungen. Wir werden auch in Zukunft unsere Bemühungen in den Ursprungsländern unserer Kakaobohnen verstärken. Ich bin überzeugt, dass das Lindt & Sprüngli Farming Program der richtige Weg dafür ist.

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Mehr Informationen zu den Nachhaltigkeitsleistungen von Lindt & Sprüngli finden Sie im Nachhaltigkeitsbericht 2022.


Autor/in

Dr. Adalbert Lechner / Group CEO von Lindt & Sprüngli

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